Küsterdienste

Der Küster oder die Küsterin ist verantwortlich für die Vorbereitung des Gottesdienstes. Dieser Dienst in Beselich beinhaltet auch die Aufgaben eines Hausmeisters, wie die Instandhaltung und Reinigung des Bauwerks. Verwaltung, technische oder handwerkliche Tätigkeiten und liturgische Aufgaben gehören ebenfalls dazu.

 

Einsiedler nehmen Küsterdienst wahr

Nach der Einweihung im Jahr 1767 nimmt der Erbauer der Kapelle, Georg Niederstraßen, neben seinem Eremitendasein diese Aufgaben wahr. Es wird berichtet, dass Erasmus Perschet 1778 sein Schüler und Gefährte wird. Offenbar führt Perschet diese Tätigkeiten nach Niederstraßens Tod am 23. Dezember 1787 weiter fort.

 

Im Jahr 1802 suchen die beiden aus ihren Klöstern vertriebenen und aus Obertiefenbach stammenden Franziskanerpatres Arsenius Daub und Bartholomäus Kremer eine Bleibe in Beselich. Nach vorherigen Streitigkeiten zwischen dem nassauischen Amt Hadamar und dem fürstlichen Konsistorium zu Runkel werden die beiden am 17. November 1802 dort eingesetzt. Der Regierungsbeamte aus Runkel weist in seinem Schreiben darauf hin, dass die Kapelle in allem der Pfarrei Obertiefenbach unterworfen sein soll und die Patres nur eingeschränkt priesterliche Aufgaben wahrnehmen dürfen.

 

Nachdem Pater Daub aus gesundheitlichen Gründen von Beselich weggeht, darf der ebenfalls aus seinem Kloster vertriebene Obertiefenbacher Franziskanerpater Albertin Schott an seiner Stelle im Jahr 1804 dort einziehen. Zwei Jahre später wird er als Direktor nach Düsseldorf an die dortige Akademie berufen.

 

Durch die nun folgende Säkularisierung in Deutschland bleiben Kapelle und Klause vereinsamt bis in den 1830er Jahren der Franziskanerpater Plazidus Giersch längere Zeit die Wohnung neben dem Kapellengebäude übernimmt, sowie die Gnadenstätte beaufsichtigt und betreut. Erst Beschwerden des Alters zwingen ihn, das Einsiedlerleben aufzugeben und die letzten Tage in seinem Geburtsort Obertiefenbach zu verbringen. In den folgenden Jahren ist die Eremitage meist unbewohnt bis schließlich ab März 1956 erstmals weltliche Pächter dort wohnen und ihre Küsterdienste verrichten.

 

Nichtgeistliche Küster

Als erster nichtgeistlicher Küster bezieht der ledige Georg Schwarz aus Obertiefenbach am 4. März 1856 die Eremitage und verpflichtet sich, die Küstertätigkeiten auszuführen. Er beginnt unverzüglich, die Kapelle und das Haus wieder instand zu setzen. Es finden wieder zahlreiche Wallfahrten und Prozessionen aus der ganzen Gegend statt. Georg Schwarz hinterlässt bei seinem Tod tagebuchähnliche Aufzeichnungen, die bis in das Jahr 1882 reichen. Sie ergänzen die Chronik der Beselicher Kapelle.

 

Nach dem Tod von Georg Schwarz übernimmt Johann Wagner aus Obertiefenbach dieses Amt. Er wird als 12-Jähriger von Georg Schwarz aufgenommen, um seine spätere Nachfolge anzutreten. Johann Wagner heiratet Barbara Wagenbach aus Niedertiefenbach. Aus ihrer Ehe gehen die drei Mädchen Käthe, Maria und Margarete hervor. Sie sind die ersten Kinder, die in der Beselicher Eremitage zur Welt kommen. Küster Johann Wagner stirbt im Jahr 1931.

Küsterpaar von 1956 bis 1996: Martha und Ferdinand Neumann

Die Töchter Margarete und Käthe verlassen die Beselicher Eremitage. Maria Wagner, die sich mit Ernst Pauly aus Niedertiefenbach vermählt, tritt mit ihm die Küsternachfolge an. Ihre vier Kinder Maria, Hilde, Martha und Georg werden in den Jahren 1929 bis 1937 alle in Beselich geboren. Nachdem Ernst Pauly im Jahr 1953 verstorben ist, führt seine Frau bis 1956 den Küsterdienst fort.

 

Martha Pauly bleibt in Beselich und heiratet im Mai 1955 Ferdinand Neumann, der als Heimatvertriebener in Schupbach wohnt und Maschinist im Straßenbau ist. Nach der Hochzeit in der Beselicher Kapelle übernehmen sie für 40 Jahre die Küsteraufgaben. In den Jahren von 1957 bis 1963 werden ihre Kinder Claudia, Dietmar und Birgit geboren. Durch die Vergrößerung der Familie ist die räumliche Enge ihrer kleinen Wohnung nicht mehr zumutbar, sodass im Jahr 1970 eine Erweiterung der Eremitage erfolgt. Die heute noch lebende 84-jährige Martha Neumann schwärmt noch immer von der schönen aber auch arbeitsreichen Zeit in Beselich. Besonders gerne erinnert sie sich an die vielen Trauungen, die wegen der anheimelnden Atmosphäre und des besonderen Ambientes der Kapelle dort vollzogen werden.

 

Im Jahr 1996 tritt Klaudia Kolodynski, geb. Jung aus Obertiefenbach die Nachfolge des in Ruhestand gegangenen Ehepaars Neumann an und zieht mit ihrem Ehemann Darek und den beiden Kinder ins Wohnhaus an der Wallfahrtskapelle ein. Kurze Zeit später erblickt wieder ein Kind, ihr Sohn Tom, im Februar 1997 das Licht der Welt. Klaudia und ihre Familie engagieren sich seit mehr als 20 Jahren über die originären Aufgaben hinaus für die Belange der Wallfahrtskapelle. Durch die jährliche Durchführung eines Weihnachtskonzertes der Musikschüler von Darek Kolodynski und weiteren Benefizveranstaltungen sorgen sie für einen großen Beitrag zur Unterhaltung der Gnadenstätte Beselich.

Küsterpaar seit 1996: Claudia und Darek Kolodynski

 

Ausblick

Die seit mehr als 110 Jahren praktizierte Kombination des Küsterdienstes mit einem Wohnsitz neben der Kapelle ist offensichtlich eine geeignete Lösung, sowohl für die Kirchengemeinde als auch für die Bewohner. Die Unannehmlichkeiten der Abgeschiedenheit werden durch die herausragende Lage auf dem Beselicher Kopf verbunden mit der religiösen Besinnlichkeit ausgeglichen. Es bleibt zu hoffen, dass die Familie Kolodynski noch lange mit Freude ihren Dienst an diesem für die heimische Bevölkerung so bedeutsamen Ort verrichtet.